Flip Flops im alten Rom

Kinder lernten unter anderem beim römischen Wochenende im LVR-Archäologischen Park, wie man mit Knochen schnitzt. Foto: Ute Gabriel Kinder lernten unter anderem beim römischen Wochenende im LVR-Archäologischen Park, wie man mit Knochen schnitzt. Foto: Ute Gabriel
WAZ | 05.05.2013 | Erwin Koh

Kinder lernten unter anderem beim römischen Wochenende im LVR-Archäologischen Park, wie man mit Knochen schnitzt.
Xanten.   Von wegen nur Sandalen: Die jetzt gestarteten „Römischen Wochenenden“ zeigen, dass die Menschen in der Antike modebewusster waren, als viele Besucher des APX bislang dachten

Handwerk hat goldenen Boden. Dass dieser Spruch bereits vor mehr als 2 000 Jahren Gültigkeit besaß, demonstrierten Vertreter dieser Zunft im Rahmen der am Samstag begonnenen „Römischen Wochenenden“ im archäologischen Park in Xanten (APX). Einer derjenigen, die ihre Freizeit der antiken Handwerkskunst widmen, ist Schusterobermeister Kurt Rose. An seinem Stand neben der römischen Herberge können die Besucher nicht nur dabei zusehen, wie eine römische Legionärssandale entsteht, Kurt Rose präsentiert seine Produkte auch in einem kleinen Schauraum.

Haarnadeln aus Knochen

Wer glaubt, das römische Modebewusstsein fürs Schuhwerk beschränkte sich auf ordinäre Sandalen, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Ob knallrote, fast schon modisch wirkende Halbschuhe, plüschige Filzpantoffel oder aufwendig beschlagene Stiefel, das Angebot war riesig. Und wie so oft, waren die Römer auch bei der Fußbekleidung ihrer Zeit weit voraus.
„In Xanten wurden historische Flip Flops gefunden, die bis auf die breitere Sohle den heutigen ähneln“, erklärt der Weseler. Selbstverständlich hat er sie direkt dem Vorbild entsprechend nachgefertigt und das mit Werkzeug, das sich im Laufe der Jahrtausende kaum verändert hat. „Die Römer arbeiteten wie heutige Schuster mit Lochzangen oder Ahlen. Im Laufe der Jahre haben sich eigentlich nur die Griffe daran verändert“, sagt Kurt Rose.
Nebenan schnitzen Kinder begeistert an Knochen. Unter der Anleitung von Astrid Dingeldey entstehen auf diese Weise Haarnadeln, mit denen die Damen in der Antike ihre Frisuren hochsteckten. Das sieht bei Julia Ißel noch etwas wirr aus, dennoch gefällt der Schülerin das Ergebnis ihrer halbstündigen Handarbeit: „Damit gehe ich am Montag in die Schule.“
„Brot und Spiele“ lautete das Motto damals und so verwundert es nicht, dass die Römer eine Vorliebe für das Theater hatten. Die Verkleidung bestand zumeist aus einer tönernen Maske, die sichdie Akteure vor das Gesicht hielten. Anne – Claer Bours – Bergau modelliert mit Kindern Masken im Miniaturformat. Abbilder der römischen Gottheiten Jupiter, Juno oder Pluto werden in einer Gipsform hergestellt und anschließend luftgetrocknet. Ein Gesicht fällt dabei aus dem Rahmen. „Bei römischen Theaterstücken musste immer einer der Dumme sein“, erklärt die Xantener Künstlerin.
„Tertius Mummius Pictor“ heißt eigentlich Jan Hochbruck und widmet sich der antiken Malerei. Im Rahmen der römischen Wochenenden stellte er diese Kunst nicht nur vor, sondern ließ Interessierte zum Pinsel greifen. Die Farben mussten zunächst hergestellt werden. Pigmente, den Grundstoff dafür, kauft er fertig ein, das taten bereits die Künstler in der Antike. Ob leuchtend roter Zinnober, Ocker in blassrot und gelb, grüne Erde aus Bayern oder indigoblauer Waid – die Natur hat jeden Farbton parat. Damit die Farben besser haften, mischt er sie nach alter Römer Sitte mit „Hasennudeln“. „Bei der Filzherstellung fallen Hautfetzen an. Diese werden in kochendem Wasser zu Leim.“ Dann greift der Kölner zur Jakobsmuschel, mischt darin eine Farbe an und bemalt einen Grabstein, der seinen Künstlernamen trägt.

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