Ars Asta, die bekannte „Römerin“, kommt zu Kindern nach Michelstadt

Erbach-Michelstadt aktuell 21. Juni 2013

von Monika Fuhrig

Ars Asta, die allseits bekannte „Römerin“ kommt zu Kindern nach Michelstadt, genauer gesagt nach Würzberg, ins Römerbad.
Die Drechslermeisterin und Knochenschnitzerin Astrid Dingeldey und die Erzieherin Monika Fuhrig bieten zusammen einen Nachmittag „bei den Römern“ an.
Dabei geht es für Kinder ab 5 Jahren um Wissen und Spaß rund um das Thema „Römer“.
Wie lebten die Römer um 200 Jahre nach Christus wirklich? Welche Kleider trugen sie, was aßen sie und welche Handwerkskunst fertigten sie an? Mit welchen Materialien arbeiteten sie und was machte das römische Knochenhandwerk aus?
Die Kinder bekommen Tuniken, eine Essprobe und römische Limonade. Und jedes Kind darf aus Knochen – wie die Römer – ein Stück herstellen und dies dann auch mit nach Hause nehmen. Dazwischen erfahren wir etwas über römische Zahlen, spielen römische Spiele und reden uns mit römischen Namen an.
Teilnahme am Freitag, 21.06.2013 von 15.30 Uhr bis 18.30 Uhr noch für 9,99 EUR möglich. Anmeldungen unter:MonikaFuhrig@web.de oder Tel.: 06061 / 705 805
Mehr Infos über die „Römerin“ unter:http://ars-asta.de und über „Immer wieder freitags…“ unter: www.MonikaFuhrig.de

Auch Knochenschnitzerin Astrid Dingeldey führte in diesem Jahr jedes Wochenende ihre Kunst vor. ( Foto:Gisela Weißkopf )

Wie eine große Familie

Resümee: Akteure des Römischen Sonntags im Archäologischen Park hoffen auf eine Wiederholung im nächsten Jahr.

NRZ 30.September 2008

Heike Tobies

Xanten.Der Herbst ist eingekehrt in der Colonia Ulpia Traiana.Wie aus einem Füllhorn hat die Kräuterfrau alles nur erdenklich Herbstliche auf ihrem Tisch ausgebreitet.Ein regelrechter Gabentisch ,eine Augenweide für jeden Besucher.Blaue Weintrauben,knackige Äpfel,geheimnisvoll anmutende Mispeln wechseln mit Nüssen und Quitten.Kräuter in großer Vielzahl und duftende Gewürze.Die Kräuterfrau selbst sitzt im Fensterrahmen ,zupft Blätter von kleinen Buchsbaumzweigen.Wer nur einen Moment Düfte und Farben auf sich wirken lässt findet sich in einem lebendigen Stillleben wieder.

Jedes Wochenende eine Aktion

In diesem Jahr war die Kräuterfrau , alias Anke Lyttwin,zum ersten Mal jedes Wochenende im Archäologischen Park.Genau wie der Schuster,der Knochenschnitzer,die Römische Küche,Metallhandwerker und einige Soldaten und Legionäre in authentischen Kostümen hauchten auch sie den Gebäuden im Park Leben ein.
Die Organisatoren hatten in dieser Saison jedes Wochenende mit einer Aktion bedacht.Und wie auch die Kräuterfrau erfahren musste,kommen die lebendigen,bespielten Attraktionen im Park besonders gut an.Da gab es den Löffelschnitzer,das Training der Gladiatoren,Führungen zu den Ausgrabungen und vieles mehr.Die lebendige Colonia wächst mit jedem Jahr.
Die Akteure sind mit Herz und Seele dabei,um die Geschichte lebendig zu machen.Geduldig werden hunderte von Fragen beantwortet.Ideen zu Verbesserungen werden notiert und bei der nächsten Besprechung mit eingebracht.Auch Anke Lyttwin hat sich im Laufe des Sommers zahlreiche Notizen gemacht,wie sie ihren Stand noch attraktiver und authentischer gestalten könnte.Sie erzählt das die Akteure mittlerweile wie eine große Familie zusammengewachsen sind.Schließen sich am Abend die Tore des APX für die Besucher,bleibt die Gruppe auch gerne noch eine Weile zusammen.Unterm Strich hat sich die Saison als hervorragend herrausgestellt und die Akteure hoffen auf Wiederholung im kommenden Jahr.Die römischen Wochenenden schließen mit einem Militärlager vom 3.bis 5.Oktober von 11 bis 17 Uhr an der Herberge.Neben Aufmarsch der Soldaten und Erklärungen zur Ausrüstung,gibt es noch Bogenschießen.Einblicke in die Kettenhemdfertigung,Lederverarbeitung und des Stoffefärbens.Außerdem lockt die Feldküche mit leckeren Geschmacksprobenrund um die römische Küche.

Die römische Provinz wächst

Rekonstruktion ist derzeit das Stichwort im APX. Die ersten Früchte sind schon sichtbar: Gestern wurde der erste Themenpavillon fertiggestellt, zwei neue Werkstätten sind bereits für Besucher zugänglich.

von Ananda Milz
Bote für Stadt und Land 12.April 2007

Xanten:Die Beschriftung am gläsernen Vieleck fehlt noch,aber das ist nur lapidares Beiwerk:Die größte Arbeit ist getan.Eineinhalb Jahre war ein Spezialistenteam aus Deutschland und Polen damit beschäftigt,antike Wagen und Kutschen samt Geschirr und Holztieren zu rekonstruieren.Gestern war nun der Abnahmetag gekommen und damit die Fertigstellung des ersten Themenpavillons im Archäologischen Park Xanten ( APX )-„Mit den Römern auf Achse“.

13 Themenpavillons

Der gläserne Pavillon,der bildhaft-eindringlich über die Fortbewegungsmittel der Römer informiert,ist allerdings erst der Auftakt.Zwölf weitere sollen folgen.“Bauen und Technik steht im Zentrum des nächsten Pavillons.Verläuft alles nach Plan,können wir den zweiten Ende nächsten Jahres eröffnen“,sagt APX-Chef Dr. Martin Müller.“Brot und Spiele“sowie „Lapidarium“sind Titel weiterer Pavillons,die nach und nach im APX entstehen sollen.Doch bis alle 13 errichtet sind,wird es noch eine Weile dauern.“Lange Recherche-und Forschungsphasen mussten wir bei der Planung unseres Konzepts mit einplanen“,erklärt Müller.

Eintauchen in Welt der Antike

Doch die umfassenden Rekonstruktionsarbeiten tragen bereits an anderer Stelle Früchte:In den Osterferien wurden zwei neue Werkstätten auf dem Gelände ( neben der Herberge ) eröffnet.Dort können die Besucher eintauchen in die welt der Antike:Schmuck,Knöpfe und andere Gebrauchsgegenstände sind in der Beinschnitzer-Werkstatt ausgestellt und liefern ebenfalls eindrückliche Bilder vom Leben in der römischen Provinz.Auch der Vorgang selbst wird für das Publikum nachvollziehbar:Beinschnitzerin Astrid Dingeldey demonstriert die Arbeiten an der Werkbank und damit den Schritt vom Knochen zum nützlichen Utensil.
Einblicke,die sich in der Schuhwerkstatt nebenan fortsetzen.Zu bewundern gibt es dort allerlei römisches Schuhwerk:von der offenen Sandale bis zum geschlossenen Schnürrschuh.

Quintus Vetinius Verus präsentierte den Besuchern römische Wachstafeln. (Foto: J.d.W.)

Durch Mark und Bein

NRZ Neue Rhein-Zeitung 25.08.2005

Römischer Sonntag / Im APX war diesmal Knochenschnitzen das Thema. Und im Spielehaus konnten die Besucher Schreibtafeln herstellen.

Es ging regelrecht durch Mark und Bein-und Wachs.Knochenschnitzen und Schreibtafeln herstellen hieß nämlich diesmal das Programm beim römischen Sonntag im Archäologischen Park.“Knochen waren ein gut zu bearbeitendes Material,die Produktpalette umfasste ein breites Spektrum des alltäglichen Lebens wie Schmuckkästchen,Essbesteck,Spielzeug,Würfel und Schmuck“,erklärte Astrid Dingeldey von der Berufsfachschule Holz-und Elfenbein Michelstadt.Die Drechslerin erklärte den Interessierten,wie man mit Raspel,Feile,Schmirgelpapier und viel Kraft eine Knochennadel herstellt.An der Herberge war der Stand mit den seltenen Arbeiten nicht zu übersehen.“Früher konnten die Drechsler noch Elfenbein benutzen.Heute nehmen wir Rinderknochen,Geweih oder Mammutknochen,der reichlich in Sibirien gefunden wird“erzählte Astrid Dingeldey.Die Geschwister Lukas und Nora Meudt aus Solingen haben sichtlich Spaß.“Das ist super hier.Ich werde gleich zwei Nadeln machen.Eine für mich als Kettenanhänger und eine für meine Freundin als Geschenk“,freute sich die siebenjährige Nora.Vorher haben die Geschwister im Spielehaus bei Helga Caspers schreibtafeln hergestellt.“Erst habe ich einen Holzrahmen gebastelt,dann kam heißer Wachs rein.Und als es trocken war,konnte man darauf schreiben“,erklärte der elfjährige Lukas.
Römische Schreibtafeln bestanden aus Holz,die Schreibunterlage war allerdings Bienenwachs.“Und der Schreibstift war nicht wie bei uns aus Holz,sondern aus Bronze“,so APX-Mitarbeiterin Caspers.
Gleich eine ganze Nachbarschaft aus Hagen mit rund 35 Personen versuchte sich ebenfalls an Knochenschnitzerei und an den Schreibtafeln.“Solche Ausflüge machen wir regelmäßig.Die Aktionen hier sind toll“,freut sich Birgit Rüsseler,die ihre Kinder Marvin und Jonas beim Basteln fleißig unterstützte.(NaHo)

Auch Svenja (9 Jahre, links) und Lisa (7) interessierten sich dafür, wie bei den Römern geabeitet wurde. Aus Knochen fertigten die Kinder Haarnadeln.

Handwerk, das fasziniert

Im Archäologischen Park Xanten erfuhren Besucher,wie zu Römerzeiten Schmuckstücke und Gebrauchsgegenstände wie beispielsweise Schnallen angefertigt wurden.

Rheinische Post 29.05.2007 von Sabine Hanneman

„Was machst Du da?“,will Martin wissen und schaut interessiert Sven Mündel zu.Der hantiert mit dem Material Bronze,einem Blasebalg und offenem Holzkohlenfeuer.Der knapp Vierjährige ist bei dem gelernten Goldschmied im Römergewand an die richtige Adresse gekommen.Handwerk scheint selbst schon die jüngsten Besucher zu faszinieren,wenn man Handwerkern über die Schultern schauen kann.Der 35-Jährige erklärt in der Werkstatt an der Herberge,wie zu Römerzeiten Schmuckstücke und Gebrauchsgegenstände beispielsweise Schnallen angefertigt wurden.

Bei Ausgrabungen gefunden

Reste dieser Werkstätten wurden bei Ausgrabungen im APX gefunden und rekonstruiert.Daher weiß man,welche Produkte in der Stadt Ulpia Traiana gefertigt wurden.Seit einigen Wochen sind diese Werkstätten fest ins Programm des APX integriert und bieten Besuchern die Möglichkeit,sich vom römischen Virus infizieren zu lassen.“Auch wenn wir meinen,auf der Höhe der Zeit zu seien,vieles kannten die Römer längst“,meint Harald Fricke,der in einer Werkstatt das Schuhhandwerk zeigt.Der Archotechniker ist derjenige,der bei Fundstücken die handwerkliche Machart aufspührt und Exponate mit den entsprechenden Materialien nachbaut.“Auch die Römer kannten Moden“,meint Fricke und zeigt ein gewagtes Sandalenmodell.Das Urmodell wurde bei Ausgrabungen gefunden und nachgearbeitet.

Horn, Geweih oder Beinknochen

Spannend wird es in der Werkstatt der Knochenschnitzer.Astrid Dingeldey ist gelernte Drechslerin,die mit Vorliebe aus tierischen Materialien wie Horn ,Geweih oder Beinknochen Haarnadeln,kleine Dosen,Löffel und Nähnadeln fertigt.In der Produktion sind an der Drechselbank mit Fiedelbogenantrieb römische Spielsteine.Fundstücke,die nachgebaut werden.War früher das Material Elfenbei üblich ,bietet nach dem Artenschutzgesetz der Röhrenknochen vom Mittelfuß des Rindes genügend Material und vergleichbare Eigenschaften.“Knochen lässt sich auf Hochglanz polieren“,meint die 27-Jährige aus dem Odenwald.“Mancher Besucher glaubt,wir haben Plastik verarbeitet und ist erstaunt,wenn wir die Ausgangsmaterialien zeigen.“Die Werkstätten erfreuen sich bereits jetzt großer Beliebtheit.Das Konzept ist ausgereift,das Angebot gut vorbereitet.“Xanten hat großes Potential“,meint Dr.Frank Andraschko.Der Archäologe schob an diesem Wochenende ebenfalls Dienst in den Werkstätten.“Besucher bekommen einen ganz anderen Zugang zur Alten Geschichte.Sie können Dinge anfassen und auch herstellen“,meint er.

Maximin Müller, der am Sonntag mit dabei war, prüft die Spitze seiner von ihm gefeilten Nähnadelspitze. RP-Foto: Armin Fischer

Mittelfußknochen statt Stoßzahn

Rheinische Post 07.06.2005
von Andrea Poschmann

Astrid Dingeldey und Gunar Röder sind angehende Elfenbeinschnitzer. Beim „Römischen Sonntag“ im Archäologischen Park Xanten vermitteln sie Kindern etwas von ihrem Handwerk.

Sie besuchen eine Schule die einmalig ist.Und zwar nicht nur in ganz Deutschland,sondern gar in ganz Europa.Astrid Dingeldey und Gunar Röder lassen sich zum Elfenbeinschnitzer ausbilden.Derzeit ist dies nur an der Berufsfachschule für das Holz und Elfenbein verarbeitende Handwerk in Michelstadt im Odenwald möglich.Zu Gast waren die beiden angehenden Elfenbeinschnitzer am Sonntag im Xantener APX.Im Rahmen der „römischen Sonntage“präsentierten Dingeldey und Röder vor der römischen Herberge ihr eher ungewöhnliches Handwerk und sorgten für jede Menge Spaß bei den Kindern.
Doch wer Elfenbein suchte,war fehl am Platze.Denn:Seit dem Welthandelsverbot für Elfenbein im Jahre 1989 wird kein Elefanten-Elfenbein mehr verwendet.“Wir bearbeiten mit den Kindern Mittelfußknochen von Rindern.Und zwar von argentinischen Rindern,deren Knochen sind nämlich größer“,erzählt Astrid Dingeldey.Für die Kinder ein aufregendes Erlebnis:Ausgerüstet mit einer Feile durften sie das Rohmaterial bearbeiten.Wer die Knochen sorgfältig bearbeitet hatte,erhielt am Ende eine Nadel,wie sie auch die Römer bereits benutzten.Denn zu römischen Zeiten war die Knochenschnitzerei ein nicht seltenes Handwerk.“Wir arbeiten mit den Kindern nach römischem Vorbild“,sagte Dingeldey.Und auch in ihrem späteren Berufsleben,soll römische Rekonstruktion im Vordergrund stehen,denn das findet die 25-Jährige richtig spannend.“Derzeit arbeite ich an meinem Gesellenstück,danach möchte ich noch meinen Meister machen“,erzählt Dingeldey.Ein selten ausgeübtes Handwerk wurde da den jungen Gästen im APX vorgestellt,doch den Kindern gefiel es:Nur noch wenige vorgefertigte Knochen lagen am Ende des römischen Sonntages auf dem Arbeitstisch vor der römischen Herberge.Und in vielen Kinderzimmern werden nun „original römische“Nähnadeln zu finden sein.

"Mord beim Gastmahl" führten die Latein-Schüler eines Bremer Gymnasiums in der Herberge auf. (Foto: Gisela Weißkopf)

Von wegen alter Knochen

Römischer Sonntag / Mit Bastelangeboten und einem Theaterstück lockt der Archäologische Park Jung und Alt

Rheinberg und Xanten 22. Juni 2004
von Nadine Holtappel

Von wegen alter Knochen. Was uns heute nur noch als Abfall begegnet, war in römischen Zeiten ein ganz besonderes Ausgangsmaterial für eine Fülle von Alltagsgegenständen. „Früher schnitzten sie aus Knochen Zierbeschläge, Messergriffe, Türangeln, Spielsteine, Besteck, Haar-oder Nähnadeln“, erklärt Sebastian Stölzel , der zusammen mit Astrid Dingeldey am römischen Sonntag im Archäologischen Park echte Schnitzkünste präsentierte. „Iiih, das ist ja von einem Tier“, war zu Anfang das Entsetzen bei vielen Kindern groß. Doch nach dem ersten Schreck ging es auch schon an die Arbeit und die beiden „Knochenschnitzer-Schüler“Astrid und Sebastian hatten alle Hände voll zu tun, denn die Kids bastelten unter Anleitung Haar-oder Nähnadeln.
„Ich möchte gerne eine eigene Münze“, wünschte sich der siebenjährige Eric aus Dorsten. Zusammen mit seinen Eltern und seinen Geschwistern besuchte er zu ersten Mal den APX, fand das Angebot für die Kinder ganz toll. „Ich suche mir ein schönes Tempelmotiv für meine Münze aus“, war sich Eric sicher. Doch bis aus einer kleinen braunen Tonkugel eine flache rote Römermünze wurde, mussten Erik und die anderen teilnehmenden Kinder erst einmal den Tonhaufen in Form rollen, kneten und ein Motiv reinritzen. „Dann bekommt die Tonmünze eine Umrandung und roter Wachs wird eingegossen. „Zehn Minuten muss das Ganze dann trocknen, bis die fertige Wachsmünze herausgenommen werden kann“, erklärt Gitta Kotulla, die mit ihrer Kollegin Helga Caspers den Münzen-Stand im Spielehaus betreute. Auch Theaterliebhaber kamen beim römischen Sonntag voll auf ihre Kosten. Denn das Stück „Mord beim Gastmahl“in der römischen Herberge, das von Latein-Schülern eines Bremer Gymnasiums erfunden und vorgeführt wurde, bescherte eine kleine Zeitreise zurück in die antike Vergangenheit. „Es geht um ein Liebespaar, ähnlich wie Romeo und Julia, die nicht zusammen sein dürfen und der eifersüchtige Verehrer der schönen Aurelia vergiftet ihren Geliebten“, verriet die dreizehnjährige Schülerin Hannah, die auch die Gastgeberin spielte. Vier mal führten sie das selbst kreierte Theaterstück am römischen Sonntag in entsprechenden Kostümen vor. Und die Zuschauer mussten am Ende raten, wer der Mörder ist.

Wenn Archäologen graben…

….dann haben im APX wieder die Römischen Wochenenden begonnen

NRZ 10.Mai 2012

von Erwin Kohl
Foto:Heinz Kunkel

Xanten:Wollten Sie immer schon mal dabei sein,wenn Archäologen nach verborgenen Schätzen graben,wissen,wie Pfeilspitzen geschmiedet wurden oder sich das ganz alltägliche Leben vor rund 2000 Jahren bei uns am Niederrhein abgespielt hat?Bis zum September bietet der Archäologische Park in Xanten ( APX )im Rahmen der Römischen Wochenenden wieder die Gelegenheit dazu.Dabei bieten sogar “ echt Römer “ Einblicke in ihren Alltag.Wie zum Auftakt eine Gruppe namens „Flavii“,benannt nach der flavischen Kaiserzeit der Jahre 69-96 n. Chr.In diese Ära fiel auch der Vulkanausbruch,der die Stadt Pompeji auslöschte.“Ich wünschte ,die Katastrophe hätte sich nie ereignet,aber dadurch wurde praktisch die Zeit angehalten,Ausgrabungen brachten eine Momentaufnahme des Alltags der Menschen“,berichtete Jan Hochbruch aus Köln.Die Gruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht,das Leben der Menschen vor 2000 Jahren nachzustellen und einem breiten Publikum zu demonstrieren.Dabei erfährt der Besucher so manches spannende Detail.“Genauso wie heute gingen die Menschen damals täglich zum Bäcker und es gab auch zu dieser Zeit Großbäckereien mit zahlreichen Filialen“,erklärt Hochbruch,der dieses Hobby als Ausgleich zu seinem Beruf als Webdesigner ausübt.
Wenige Meter weiter wird in Regenschutzkleidung gehüllt vorsichtig,aber öffentlich nach Zeugnissen aus der Antike gegraben.Sabine Leih moderiert das Ganze,der Regen macht ihr nichts aus,im Gegenteil:“Es muss feucht sein,weil sich organische Exponate dadurch besser halten“,berichtet die Archäologin.Dazu zählen Essensreste wie Rinderknochen aber auch die Rückstände aus den Latrinenbereichen.Gerade daraus lassen sich erstaunliche Erkenntnisse ableiten.“Aus unverdauten Pollen und Körnern können wir Rückschlüsse auf die Ernährung ableiten“,erläutert Sabine Leih.Aber auch,dass in der Antike keine Tannen am Niederrhein wuchsen.Denn Tannenholz fand zwar als Baumaterial Verwendung,muss aber importiert worden sein,denn die Pollen der Tannen konnten in den menschlichen Hinterlassenschaften nicht nachgewiesen werden.

Haarnadeln aus Rinderknochen

Direkt neben der Grabungsstätte bringt Astrid Dingeldey Kindern antike Kunst bei,aus Rinderknochen Haarnadeln zu schnitzen und nutzt diese bei einigen auch direkt zum Halt einer „römischen Frisur“.Die Drechslermeisterin aus dem Odenwald ist eine der wenigen ausgebildeten Knochenschnitzerinnen des Landes,fertigt daraus Dosen,Löffel oder Messergriffe.Das Ausgangsmaterial bekommt die Vegetarierin unter anderem vom Opa,der für sie die Beinscheiben aus der Suppe aufhebt.Werkzeuge wie Feile oder Raspel werden nach römischer Schmiedekunst nachgebaut.“Die experimentelle Archäologie nimmt einen immer größeren Stellenwert ein.Man möchte Arbeitstechniken nachkonstruieren um mehr über das Leben der damaligen Zeit zu erfahren“,sagt Astrid Dingeldey.

Manfred Traub mit der Rekonstruktion des Erntemessers. Bild: Main-Echo

Ein Hirschgeweih als Erntemesser

Main-Netz Online 06.10.2010 | Wolfgang Schwarzkopf
Ein Hirschgeweih als Erntemesser

Archäologie: Stockstädter Heimat- und Geschichtsverein lässt Steinzeit-Werkzeug nachfertigen – Original ist verbrannt

Nach dem Ende der Sommerpause können Geschichtsfreunde im Stockstädter Heimatmuseum ein archäologisches Zeugnis der reichen Vergangenheit der Industriegemeinde entdecken: Im Vorgeschichtsraum des Museums wird ab dieser Saison ein Erntemesser aus Hirschgeweih ausgestellt, dessen Vorbild aus der Jungsteinzeit (Neolithikum) stammt und von den Anfängen der hierzulande Landwirtschaft zeugt.

Das Original war eines der ältesten Werkzeuge am bayerischen Untermain. Man entdeckte es mit weiteren Steinbeilen verschiedener Kulturen bei Grabungen auf der Gersprenz-Insel in Stockstadt. Das Fundstück wurde in Aschaffenburg im Museum untergebracht und ist dort im Zweiten Weltkrieg verbrannt.
Nachbildung statt Fotografie
Der Heimat- und Geschichtsverein Stockstadt hat jetzt von der Drechslermeisterin Astrid Dingeldey aus Michelstadt im Odenwald eine originalgetreue Nachbildung des Erntemessers anfertigen lassen. Im Museum war bisher nur eine Fotografie zu sehen. Die Künstlerin bearbeitet hauptsächlich Tierknochen und fertigt Repliken von antiken Gegenstände und Schmuck aus der Römerzeit.
Für das Stockstädter Werkzeug nahm sie ein 34 Zentimeter langes Stück aus einem Zwölfender-Hirschgeweih, fräste eine Längsrille ein und lieferte die Hornsteinmesser. Mitglieder des Vereins setzten in dieses Horn fünf Mikrolithen – messerscharfe Hornsteinabschläge – ein, die sie mit erhitztem Birkenpech befestigten.
Feuerstein-Ernte
Die Form ist charakteristisch: ein kurzer Schaft mit einer seitlichen Klinge. Die Menschen der Steinzeit benutzten ursprünglich zur Ernte vermutlich ungeschaftete Feuersteinklingen oder -messer, mit denen die Getreidehalme knapp über dem Boden abgeschnitten wurden.
Bereits vor dem Beginn der Jungsteinzeit benutzten die Menschen spezielle Erntemesser mit geraden Holz- oder Knochenstücken, in deren Längsseite eine große oder mehrere kleinere Feuersteinklingen eingesetzt waren. Mit diesen Geräten konnten auch Schilf und Grünfutter abgeschnitten werden.
Birkenpech aus der Rinde
Das von Astrid Dingeldey für die Nachbildung des Steinzeitmessers unter anderem verwendete Birkenpech wurde einst auch in Stockstadt hergestellt. Im Oberhübnerwald führt ein alter Waldweg vom Gänsloch in vielen Windungen in Richtung Großostheim. Dieser Weg trägt den Namen Pechofenweg.
Das deutet darauf hin, dass die Vorfahren Pech aus Birkenrinde gewonnen haben. In der Birkenrinde nämlich ist eine dünne, schwarze Schicht eingelagert, die durch große Hitze unter Abschluss der Luftzufuhr in einem speziellen Ofen ausgelöst wurde.
Diese schwarze, zähe Masse verarbeiteten die Menschen zu verschiedenen Zwecken – zum Beispiel als Klebe- und Befestigungsmittel von Pfeil-, Messer- und Speerspitzen. Auch in der Heilkunde wurden die Extrakte eingesetzt.

Die „Xantener Berichte“ wurden vorgestellt. Foto: Heinz Kunke

Die Bibel der Archäologie

20.02.2014

Die Bibel der Archäologie | WAZ.de

Xanten. Im Römermuseum wurden zwei neue Bände der „Xantener Berichte“ vorgestellt

„Es wird sozusagen die Bibel sein, um die sich alle Forschungen der frühen Geschichte ranken müssen“, erklärte Dr. Martin Müller, Leiter des Archäologischen Parks in Xanten, im Rahmen der Vorstellung zweier druckfrischer Bände der Reihe „Xantener Berichte“. Verfasser des 25. Bandes mit dem Titel „Die Capitolinsula der Colonia Ulpia Trajana“ ist kein geringerer als Gundolf Precht. Der 76-Jährige hat im Jahre 1973 mit dem Aufbau des APX begonnen, dessen Leitung er bis ins Jahr 2002 inne hatte. Prechts zehnjährige Forschungsarbeit war zunächst auf einen Zeitraum ausgerichtet, in dem es noch keine römische Siedlung in Xanten gab: „Wir haben ein Langbettengrab aus der Bronzezeit entdeckt, dass wir hier in Xanten nicht vermutet hätten. Das bedeutet, ein Friedhof aus der Bronzezeit befindet sich direkt unter uns.“

Bei Capitolsgrabungen konnten später Sedimentablagerungen entdeckt werden, die zweifelsfrei belegen, dass Xanten Anfang des ersten Jahrhunderts durch ein Rheinhochwasser überschwemmt war. „Diese Hochflut lässt sich bis auf zehn Jahre genau datieren, weil wir oberhalb der Sedimentschicht römische Münzen gefunden haben“, berichtet Precht. Die Forscher konnten ferner Baumängel an römischen Häusern nachweisen, die darin begründet waren, dass in die Erde getriebene Stützpfosten aus Holz mit der Zeit wegfaulten und das Gebäude zum Einsturz brachten. Erstaunlich aus Sicht des Forschers war die Tatsache, dass die römische Siedlung mit allen Häusern und Straßen nach einem Großbrand an der exakt gleichen Stelle wieder aufgebaut werden konnte. „Es handelte sich um dasselbe Ordnungssystem“, staunt Precht. „Es muss damals eine Art Katasteramt gegeben haben.“
Knochen dienten als Haarnadel

Band 26 der Reihe stammt vom Autor Dr. Patrick Jung, ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter des APX und heute zuständig für den Bereich Archäologie im Ruhr-Museum Essen. Dr. Jung beschäftigte sich in seinem Buch mit Funden aus Bein (bearbeitete Knochen). Rund 2000 dieser Beinartefakte hat er katalogisiert und aufgearbeitet. Unterstützt wurde er dabei von Astrid Dingeldey, der einzigen gelernten Knochenschnitzerin des Landes. Sie half ihm vor allem bei der Bestimmung der Gegenstände. Über die Hälfte davon dienten in der Antike als Haarnadel, daneben fanden Archäologen aus veredelten Rinderknochen, Hirschgeweihen oder Elfenbein hergestellte Steine für Brettspiele oder einen Klappmessergriff in Form eines Hahnenkopfes. Dr. Jung zeigte anhand eines mitgebrachten Gerätegriffs weitere Rückschlüsse auf: „Die umlaufenden Rillen sind so gleichmäßig angelegt, das sie nur auf einer Drechselbank angelegt werden konnten.“ Über die reine Lektüre für Liebhaber römischer Geschichte hinaus sieht der Wissenschaftler eine weitere wichtige Nutzungsmöglichkeit seiner Publikation: „Für uns Archäologen ist das Buch eine Materialvorlage.“