Wenn Archäologen graben…

….dann haben im APX wieder die Römischen Wochenenden begonnen

NRZ 10.Mai 2012

von Erwin Kohl
Foto:Heinz Kunkel

Xanten:Wollten Sie immer schon mal dabei sein,wenn Archäologen nach verborgenen Schätzen graben,wissen,wie Pfeilspitzen geschmiedet wurden oder sich das ganz alltägliche Leben vor rund 2000 Jahren bei uns am Niederrhein abgespielt hat?Bis zum September bietet der Archäologische Park in Xanten ( APX )im Rahmen der Römischen Wochenenden wieder die Gelegenheit dazu.Dabei bieten sogar “ echt Römer “ Einblicke in ihren Alltag.Wie zum Auftakt eine Gruppe namens „Flavii“,benannt nach der flavischen Kaiserzeit der Jahre 69-96 n. Chr.In diese Ära fiel auch der Vulkanausbruch,der die Stadt Pompeji auslöschte.“Ich wünschte ,die Katastrophe hätte sich nie ereignet,aber dadurch wurde praktisch die Zeit angehalten,Ausgrabungen brachten eine Momentaufnahme des Alltags der Menschen“,berichtete Jan Hochbruch aus Köln.Die Gruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht,das Leben der Menschen vor 2000 Jahren nachzustellen und einem breiten Publikum zu demonstrieren.Dabei erfährt der Besucher so manches spannende Detail.“Genauso wie heute gingen die Menschen damals täglich zum Bäcker und es gab auch zu dieser Zeit Großbäckereien mit zahlreichen Filialen“,erklärt Hochbruch,der dieses Hobby als Ausgleich zu seinem Beruf als Webdesigner ausübt.
Wenige Meter weiter wird in Regenschutzkleidung gehüllt vorsichtig,aber öffentlich nach Zeugnissen aus der Antike gegraben.Sabine Leih moderiert das Ganze,der Regen macht ihr nichts aus,im Gegenteil:“Es muss feucht sein,weil sich organische Exponate dadurch besser halten“,berichtet die Archäologin.Dazu zählen Essensreste wie Rinderknochen aber auch die Rückstände aus den Latrinenbereichen.Gerade daraus lassen sich erstaunliche Erkenntnisse ableiten.“Aus unverdauten Pollen und Körnern können wir Rückschlüsse auf die Ernährung ableiten“,erläutert Sabine Leih.Aber auch,dass in der Antike keine Tannen am Niederrhein wuchsen.Denn Tannenholz fand zwar als Baumaterial Verwendung,muss aber importiert worden sein,denn die Pollen der Tannen konnten in den menschlichen Hinterlassenschaften nicht nachgewiesen werden.

Haarnadeln aus Rinderknochen

Direkt neben der Grabungsstätte bringt Astrid Dingeldey Kindern antike Kunst bei,aus Rinderknochen Haarnadeln zu schnitzen und nutzt diese bei einigen auch direkt zum Halt einer „römischen Frisur“.Die Drechslermeisterin aus dem Odenwald ist eine der wenigen ausgebildeten Knochenschnitzerinnen des Landes,fertigt daraus Dosen,Löffel oder Messergriffe.Das Ausgangsmaterial bekommt die Vegetarierin unter anderem vom Opa,der für sie die Beinscheiben aus der Suppe aufhebt.Werkzeuge wie Feile oder Raspel werden nach römischer Schmiedekunst nachgebaut.“Die experimentelle Archäologie nimmt einen immer größeren Stellenwert ein.Man möchte Arbeitstechniken nachkonstruieren um mehr über das Leben der damaligen Zeit zu erfahren“,sagt Astrid Dingeldey.

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