Mit Hilfe der nach antikem Vorbild rekonstruierten Drechselbank kann Astrid Dingeldey Filigranes schnitzen.

Neue Dauerausstellungen im Römermuseum Knochenarbeit auf der Saalburg

Bad Homburg, 04.06.2014
Von Alexander Wächtershäuser
Bild: Saalburg

Die Saalburg ist gleich um drei Attraktionen reicher. In der fabrica wurden eine Schuster- und eine Beinschnitzerwerkstatt sowie eine Garküche eingerichtet.

Am Anfang war die Idee: „Wenn wir schon ein Handwerkergebäude, so wie es einmal in römischer Zeit in der Saalburg gestanden hat, rekonstruieren, dann muss es auch das beinhalten, was damals in einer solchen fabrica gefertigt wurde“, schilderte Saalburg-Direktor Dr. Carsten Amrhein, wie es zu der Eröffnung der neuen Dauerausstellung in eben jenem fabrica-Gebäude kam. Seit gestern können nun die Saalburg-Besucher dort sehen, wie Schuster und Beinschnitzer in der Antike arbeiteten. Eine Garküche nach antikem Vorbild komplettiert das Ganze.

Die Geschichte, die Amrhein erzählte, zeigt aber auch, dass mitunter ein langer Atem gebraucht wird, um aus einer Idee Wirklichkeit werden zu lassen, denn die erste Idee zu dem Gebäude wurde genau vor zehn Jahren diskutiert und die fabrica ist bereits seit fünf Jahren fertiggestellt. Doch das Warten hat sich gelohnt. Die Werkstätten sind nach modernen museumspädagogischen Aspekten eingerichtet und vermitteln anschaulich, wie es vor 1750 Jahren am Limes zuging.

Auch wenn die Dauerausstellungen im weiteren Museumsbetrieb „nicht inszeniert“, also ohne Personen und durch eine Glasscheibe vom Besucherraum abgetrennt sind, so sollen die Räume doch für die Museumspädagogik eine wichtige Rolle spielen. Mittels Videofilmen können Besucher den Handwerkern dennoch über die Schulter schauen

„Für die Einrichtung der Werkstätten und der Küche wurden alle verfügbaren Quellen genutzt“, sagte Ursula Heimes, die das Projekt federführend betreute. Dazu zählen schriftliche Quellen, antike Bildreliefs und vor allem archäologische Funde. Da das nicht allein ausreichte, spielten auch Rückschlüsse aus der Experimentalarchäologie eine gewichtige Rolle.

„Über Beinschnitzereien weiß man nicht viel“, erläuterte beispielsweise Astrid Dingeldey, die sich auf die Bearbeitung von Knochen und Geweihen spezialisiert hat. Ihre Drechselbank ist einem ägyptischen Relief aus der Zeit von 300 vor Christus nachgebaut. Was man dabei nicht erkennen konnte, musste durch Versuche ausprobiert werden. Das Ergebnis ist einer heutigen Drechselbank ähnlich, allerdings wird diese von einem Handbogen angetrieben. Für Dingeldey ist das unproblematisch, selbst filigrane Stücke kann sie mit der „antiken“ Drechselbank fertigen.